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Bayers verflixtes siebtes Mal: "Wir waren auf der Flucht"

Bayers verflixtes siebtes Mal: "Wir waren auf der Flucht"

Gegen PSG erlebt Bayer Leverkusen ein schwer zu verdauendes 2:7 - und kriegt genau vor Augen geführt, was es braucht, um auf Weltklasse-Niveau zu bestehen. Geschäftsführer Simon Rolfes kritisiert danach seine Mannschaft.

Purer Frust: Edmond Tapsoba und Claudio Echeverri gingen mit Bayer gegen Paris unter. picture alliance / HMB Media

Es war das verflixte siebte Mal. Zum siebten Mal nämlich probierte sich die Werkself daran, ihren ersten Sieg gegen einen amtierenden Champions-League-Sieger zu erringen - und kassierte die sechste Niederlage, die letztlich ähnliche Dimensionen hatte wie das 1:7-Debakel 2012 beim FC Barcelona.

Gegen Paris Saint-Germain setzte es nun ein 2:7 an diesem schwarzen Dienstagabend - die zweithöchste Leverkusener Pleite in der Königsklasse, bei der der jungen, im Sommer großflächig umgebauten und aktuell stark ersatzgeschwächten Leverkusener Mannschaft knallhart vor Augen geführt wurde, was es braucht, um auf Weltklasse-Niveau zu bestehen. Und was tunlichst zu vermeiden ist.

Eine rund 20-minütige Phase in der ersten Hälfte, in der sich Bayer mit variablem Positionsspiel mal aus dem Druck befreien und selbst gefährlich werden konnte, reichte jedenfalls nicht. Zumal in diese Phase nicht nur Alejandro Grimaldos Elfmeterfehlschuss fiel (25.), sondern auch die völlig unnötige Rote Karte von Kapitän Robert Andrich, der das Spiel damit maßgeblich veränderte (31.). Zwar folgte kurz darauf der Platzverweis gegen Illya Zabarnyi (37.) und Bayers 1:1 (38.) - die noch größeren Räume auf dem Platz im Zehn-gegen-zehn indes bekam die Werkself nur ungenügend verteidigt gegen spielstarke, passsichere, immer wieder gefährlich beschleunigende und zudem extrem effektive Pariser, denen acht Minuten reichten, um vor der Pause mit 4:1 in Führung zu gehen.

Unkoordiniert, offen - mangelhaft: Bayer ist nach dem 1:1 von der Rolle

Kasper Hjulmands Team schaltete nach dem 1:1 reichlich unkoordiniert in den Attackemodus, leistete sich haarsträubende Ballverluste, kam gegen den Ball noch weniger in die Duelle als davor, bot ein oftmals offenes Zentrum und leistete sich nicht nur eine mangelhafte Rückwärtsbewegung, sondern letztlich auch schwaches Abwehrverhalten im Strafraum. Eine Minus-Leistung, mit der Bayer aus guten Gründen keinerlei Chance hatte. "Wenn man das Spiel bis zum 1:1 sieht, dann haben wir es ganz gut gemacht." Doch "mit dem 1:1 und der Gleichzahl haben wir völlig den Kopf und die Struktur verloren", kritisierte Geschäftsführer Simon Rolfes. "Wir waren auf der Flucht." Auf der Flucht nach vorn, was PSG wiederum alle Türen öffnete - und all die Weltklasse-Spieler fröhlich hindurchlaufen ließ.

"Du merkst", sagte Rolfes, "dass sie natürlich erst mal ein gutes Mannschaftsspiel haben, sehr abgestimmt, sehr reif in ihrer Spielanlage und ihrem Rhythmus sind. Hinzu kommt, dass sie nicht nur technisch hervorragend, sondern auch athletisch und von der Dynamik her auf allen Positionen außergewöhnlich besetzt sind. Und wenn du Zehn-gegen-zehn spielst, dann werden die Räume größer. Dass es nicht so einfach ist, alles zuzulaufen gegen solche Top-Spieler, das war mir schon bewusst", so der Ex-Profi, der von außen allerdings dabei zusehen musste, wie sich Bayer während der verhängnisvollen acht Minuten vor der Pause selbst aus dem Spiel nahm mit seinen strukturlosen Offensivbemühungen, die auch Hjulmand nicht mehr zu korrigieren vermochte.

Hätte Hjulmand früher umstellen müssen?

Ob er nach Andrichs Platzverweis sofort wieder auf Fünferkette hätte umstellen müssen, was erst in der 52. Minute nach dem 1:5 passierte? Es wäre womöglich ratsam gewesen, um weiterhin in zumindest ähnlichen Mustern verteidigen zu können und etwas mehr Stabilität zu behalten. Das wilde, unreife und arg fehlerhafte Anrennen ist damit allerdings nicht zu erklären - und wäre auch mit einer Fünferkette nicht gut ausgegangen. Da bekam die Werkself schmerzlich vorgeführt, dass sie zügig dazulernen sollte, um noch eine Chance auf die Champions-League-Play-offs zu haben. Mit zwei Punkten aus drei Spielen steht Leverkusen in der Königsklasse vor den Duellen bei Benfica, ManCity, gegen Newcastle, in Piräus und gegen Villarreal schließlich mit dem Rücken zur Wand.

"Es wird nicht einfach", sagte Rolfes, wobei ein Sieg gegen Paris auch nicht fix eingeplant gewesen sei. In den nächsten Partien, erklärte er, "müssen wir anders auftreten, und das werden wir auch machen. Dann haben wir Chancen, unsere Tabellenposition zu verbessern". An der Phase nach dem Ausgleich indes muss nun schleunigst angesetzt werden. Um nicht wieder ins Chaos zu verfallen, was zu Teilen beispielsweise auch schon beim 2:2 in Kopenhagen ersichtlich war. "Dass du deine Struktur behältst, ruhig bleibst, schwierige Phasen des Spiels durchstehst und clever bist", das sei von großer Bedeutung, so Rolfes. "Es gibt immer unterschiedliche Phasen in einem Spiel. Die musst du annehmen und erkennen, das haben wir heute nicht gemacht."

Er wolle sich "bei den Fans entschuldigen", sagte Aleix Garcia also und prophezeite an diesem schwarzen Abend, er werde nun eine "harte Nacht" durchleben. Immerhin zweimal sorgte der Mittelfeldspieler vorher für Jubel in der Arena, als er per Elfmeter und sehenswert aus der Distanz traf. Doch auch Aleix Garcia hatte seine Probleme, musste sich im Zentrum des Spiels häufiger umsehen, als ihm lieb war. Dementsprechend mochte er sich gar nicht aus der Verantwortung nehmen - und haderte stattdessen mit diesem verflixten siebten Mal, das keine Premiere, sondern eine historische Pleite wurde.

kicker

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